Bahnautomation ATO - wie weiter?

Am 7.11.2022 fand in St. Gallen ein Informationsanlass der "Bahnjournalisten Schweiz - Medienschaffende des öffentlichen Verkehrs" mit Beteiligung der SOB Schweizerische Südostbahn, RhB Rhätische Bahn, BVB Basler Verkehrs-Betriebe, RBS Regionalverkehr Bern-Solothurn, zb Zentralbahn, AB Appenzeller Bahnen, VSLF Verband Schweizer Lokomotivführer sowie den Systemanbietern ALSTOM und SIEMENS zum Thema «Die Zukunft der Bahnautomation ATO – wie und wann?» statt. Es wurden ein Dutzend laufende Projekte vorgestellt und diskutiert. An sechs Marktplätzen gewannen die rund fünfzig Teilnehmenden vertiefte Einblicke in die aktuellen Entwicklungen und die durch die Automatisierung erwarteten und erhofften Nutzen.


Überblick der Automationsgrade und ihrer Effekte


Glossar

ATO Automatic Train Operation
• Zugsteuerung wird ganz oder teilweise vom Fahrtrechner übernommen.


GoA Grades of Automatisation
• GoA 1+2 mit Fahrer / GoA 3 ohne Fahrer / GoA 4 unbemannt


ETCS European Train Control System
• Zugbeeinflussungssystem. Ziel: grundlegender Bestandteil des
zukünftigen einheitlichen europäischen Eisenbahnverkehrsleitsystems


ERTMS European Rail Traffic Management System
• Ziel: auf den wichtigsten europäischen Strecken ein einheitliches System
für Management und Steuerung des Eisenbahnverkehrs zu etablieren.


TMS Traffic Management System
• Verkehrsleitsystem. Ziel: potenzielle Schwierigkeiten im Voraus erkennen
und Zugfahrpläne vollautomatisch bereitstellen.

 

Download des ausführlichen Glossars zu allen in den Präsentationen verwendeten Abkürzungen.

 

Quellen: VSLF, Google, ... zusammengestellt von Peider Trippi


Eröffnungsreferent Peider Trippi spricht vor vollen Reihen im historischen Saal des Bahnhofs St. Gallen (Foto: Peter Hummel).


Erstes Fazit des Anlasses

Co-Organisator Peider Trippi zieht folgendes summarisches Fazit des Informationstags:

 

- ATO GoA 2 (mit Lokführer) wird kommen, als Entlastung im dichten Verkehr – im Randbetrieb bleibt konventionelles Fahren. Damit bleiben die Lokführer-Befähigungen erhalten und die menschliche Aktivierung bewegt sich im optimalen Bereich (weder Über- noch Unterlast).


- ATO GoA 2 (mit Lokführer) zeigt mehr qualitativen Nutzen, der quantitative Nutzen (Wirtschaftlichkeit) ist und bleibt vorerst offen. Der hohe bestehende Sicherheitsstandard wird nur bedingt verbessert.


- Eine optische Hinderniserkennung ist komplex (Wetter, dynamisches Umfeld) und nicht die perfekte Lösung, kann und wird aber die Aufprallgeschwindigkeiten vermindern und dadurch die Schwere der Unfälle reduzieren.


- ATO GoA 4 (ohne Lokführer) für «unproduktive» Wendegleisfahrten, Leerfahrten und Depot-Ein-und-Ausfahrten sind die zukunftsträchtigsten Anwendungen: Der Lokführer kann anderweitig eingesetzt werden oder kann nach dem Streckeneinsatz früher in die verdiente Freizeit gehen.


Die Präsentationen


Bahnautomation weltweit und bis vor die Haustür

Projektbeispiele ohne Einbezug von Metro CBTC (Communications-Based Train Control)

Peider Trippi, Unternehmensberater für Operation Excellence in Industrie und Handel, Vättis



VöV Branchenlösung für Meter-, Spezialspur/Tram

Gerhard Züger, Leiter Produktion und Rollmaterial, Zentralbahn, Luzern

Leiter VöV AGr ATO Meter-, Spezialspur/Tram



Die BVB erfahren - Fahrassistenzsystem ODAS

Alexander Klett, Leiter Technik, Basler Verkehrsbetriebe, Basel



Vollautomatische Leerfahrten (eCAB) - Forschungsprojekt RBS/VöV

André Schweizer, Leiter Planung elektrische Anlagen RBS, Worblaufen



ATO bei der Rhätischen Bahn RhB

Christian Florin, Leiter Infrastruktur RhB, Chur



ATO CBTC-Projekt Rheineck - Walzenhausen

Martin Stamm, Projektleiter Rollmaterial, AB Appenzellerbahnen, Herisau



ERTMS/ATO bei der SOB Südostbahn

Bertram Henning, Fachexperte ATO, Schweizerische Südostbahn, St. Gallen



Was ist ATO? Was ist nicht ATO?

Roger Dällenbach, Gesamtprojektleiter ATO-Pilot SOB Schweizerische Südostbahn

Mit Erklärvideo "Automation ATO"

 



Human Factors - Rolle Lokpersonal

Jonas Böhler, Teilprojektleiter ATO, SOB Schweizerische Südostbahn

 

"Effects of automatic train operation on regional train drivers", Lucie Pannecoucke and Roger Dällenbach, in IRSE News, March 2021



Automatic Train Operation by ALSTOM

Stéphane Féray Beaumont, Vice-President - Innovation and Smart Mobility, ALSTOM, Paris



Automatisiertes Fahren am Beispiel der "Digitalen S-Bahn Hamburg"

Automatisierter Bahnbetrieb mit ATO und ETCS

Markus Scheidegger, Head of Sales Rail Infrastructure, Siemens Mobility, Wallisellen



Fahrerassistenzsystem und GoA2

Hubert Giger, Lokomotivführer und Präsident Verband Schweizer Lokomotivführer und Anwärter VSLF

Linienleiter mit Level ETCS 3 gibt es in der Schweiz seit 1975



Die Marktplatz-Dokumente und -Links


Alstom

RailConsult

 RBS Regionalverkehr Bern - Solothurn

RhB Rhätische Bahn

SOB Schweizerische Südostbahn

SOB / Rail Systems Engineering, Adrian Egloff, Geschäftsführer


MEDIENECHO


  Titel Medium Autor Datum
 

ATO über bestehende Signalisation

PrivatbahnMagazin Peider Trippi 9/2022
  Am automatisierten Fahren scheiden sich die Geister St. Galler Tagblatt

Thomas Griesser

Kym

09.11.2022
  Züge ohne Fahrer - das System erreicht auch die Schweiz Watson saw 22.11.2022
  Les trains sans conducteur arrivent en Suisse Le Temps Bernard Wuthrich 22.11.2022
  Assistiert, automatisiert, automatisch? Frutigländer Kurt Metz 22.11.2022
  Automatiserte Bahn-Abstellanlagen 10 vor 10 Christian Rentsch 26.01.2023
  Halbautomatischer Zugbetrieb bald Realität - automatischer
noch nicht
PrivatbahnMagazin Peider Trippi 1/2023
  "Geisterzüge" sind immer noch (ferne) Zukunft InfoForum Pro Bahn Peter Hummel 1/2023
 

ATO für Normal- und Schmalspurbahnen: Facettenreiche

Wege zur Bahnautomation in der Schweiz

ETR Kurt Metz 4/2023

FINALE


Das AutoHaul System der Rio Tinto Group auf seinen Eisenerzbahnen in der Pilbara mit 16 Minen ist GoA 4 fähig und in der Lage, Züge ohne eine einzige Person an Bord für die gesamte Fahrt zu den Minen und zurück zum Hafen zu fahren. Die Leitstelle in Perth ist 1500 km entfernt. Link zum Video. (Foto: Peider Trippi)